Neues Forschungsprojekt „Diver§So“ an der Fakultät 5

Im April hat das auf zwei Jahre angelegte, von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Forschungsprojekt „Diver§So“ (Diversitätssensible Leistungsgewährung im SGB II) seine Arbeit an der Fakultät 5, unter der Leitung von Prof. Dr. Maria Wersig aufgenommen. In Kooperation mit der Hochschule Fulda (Projektleitung: Prof. Dr. Susanne Dern) werden die Gelingensbedingungen und Handlungsmöglichkeiten für eine diversitätssensible Gewährungspraxis im Bereich der Geldleistungen in Jobcentern erforscht.

Das interdisziplinäre Forschungsvorhaben legt seinen Schwerpunkt auf die Anforderungen, die sich für Jobcenter bezüglich einer diversitätssensiblen Sicherung des soziokulturellen Existenzminimums stellen. Jobcenter sehen sich zunehmend einem veränderten Adressat*innenkreis mit divergierenden Erwartungen an den Sozialstaat gegenüber, auf die sich nicht ausschließlich mit interkultureller Kommunikation und Diversity Management reagieren lässt. Im Zentrum der Untersuchung stehen die Optionen diversitätssensibler Leistungsgewährung im Bereich der Geldleistungen jenseits des Regelsatzes (Mehr und Sonderbedarfe, Unterkunftskosten). Leistungen nach dem SGB II sind hochstandardisiert, bieten aber durchaus Gestaltungsspielräume für heterogene Bedarfslagen. Untersucht wird, wie sich die diversitätssensible Gewährungspraxis der Jobcenter-Mitarbeitenden gestaltet, an welchen Aspekten sich Entscheidungsprozesse orientieren und wie sich das Erleben von Gestaltungsräumen und Grenzen im Arbeitsalltag auf die Gewährungspraxis und die Organisationskultur auswirkt. Gefragt wird ferner welche Bedeutung dabei der Steuerung durch Leitfäden und Diversity-Kompetenzen im Umgang mit heterogenen Bedarfslagen zukommt und welchen Einfluss diese auf die Arbeitszufriedenheit, Belastungserfahrung, Motivation und Gewährungspraxis der Mitarbeitenden nehmen.

Im Forschungskontext berücksichtigt werden sowohl sozial- wie rechtswissenschaftliche Aspekte der Gewährungspraxis. Neben der Erarbeitung einer juristischen Expertise wird die Perspektive der Jobcenter Mitarbeitenden mittels Gruppenerhebungsverfahren analysiert und die Fragestellungen gemeinsam mit Mitarbeitenden von drei kooperierenden Jobcentern aus drei Bundesländern in einem partizipativ angelegten Forschungsprozess bearbeitet. Ziel des Forschungsprojekts ist es, gemeinsam mit den Beschäftigten zu Handlungsempfehlungen zu gelangen, die eine diversitätssensible Leistungsgewährung befördern und zugleich deren organisationale Verankerung und realitätsgerechte Unterfütterung mit Ressourcen absichern, die auf Kompetenzentwicklung und Verbesserung der Arbeitsbedingungen abzielen. Die Handlungsempfehlungen sollen Umsetzungsmöglichkeiten einer diversitätssensiblen Leistungsgewährung definieren, die auch über die konkret kooperierenden Jobcenter im Projekt hinaus Anwendung finden und umgesetzt werden können.

Weiter Informationen unter: https://www.boeckler.de/de/suchergebnis-forschungsfoerderungsprojekte-detailseite-2732.htm?projekt=2020-879-4

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